Perspektive Kulturvielfalt 2016 - “Kultur macht stark – Jugendgruppe erleben”

Integration und Teilhabe sind bei diesem Projekt keine leeren Worthülsen, sondern gelebte pädagogische Arbeit. In der Folge der jüngsten Flüchtlingszuzüge nach Deutschland sind viele Sprachlernklassen an den Schulen entstanden, um den jungen Geflüchteten den deutschen Spracherwerb und eine nachfolgende Integration in Regelklassen zu ermöglichen. Es ist aus verschiedensten Gründen jedoch schwierig, die Fluchterlebnisse aufzuarbeiten und die Gedankenwelt der Kinder und Jugendlichen frei zu bekommen für neue positive Erfahrungen. Als Jugendverband und anerkannter freier Träger der Jugendhilfe sehen wir genau hier unseren Bildungsauftrag, um unseren Beitrag zur erfolgreichen Integration dieser jungen Menschen zu leisten. Das Projekt „Perspektive Kulturvielfalt“ soll u.a. mit Blick auf diese Zielgruppe den langwierigen Prozess des „Ankommens“ unterstützen, indem wir mit vielen erlebnispädagogischen Aktionen aufbauende und motivierende Eindrücke bei den jugendlichen Teilnehmenden hinterlassen. Die Besonderheit an diesem Projekt ist die Heterogenität der Gruppe, die sich ganz bewusst nicht nur aus Geflüchteten zusammensetzt. Diese sollen eben nicht zum Mittelpunkt des Projektes und damit in den Fokus aller Beteiligten geraten, wie es leider viel zu häufig passiert. Stattdessen sollen sie sich gemeinsam mit anderen jungen Menschen, die in Deutschland geboren oder aufgewachsen sind, über die Projektinhalte auseinandersetzen und über ganz typische Themen der Adoleszenz austauschen, um zumindest für eine gewisse Zeit aus dem Zentrum der gesellschaftlichen Diskussion ausbrechen zu können. So nahmen an der diesjährigen 7-tägigen Projektwoche in unserem Jugendgästehaus in Duderstadt insgesamt 24 Jugendliche aus Laatzen bei Hannover teil, die die verschiedensten Schulformen von der Förderschule bis zum Gymnasium besuchen. Darunter waren 7 SchülerInnen aus den beschriebenen Sprachlernklassen, die teilweise erst seit wenigen Monaten in Deutschland sind. Dennoch konnte man kaum Sprachbarrieren feststellen, da mit Hilfestellung mehrsprachiger Teilnehmender derartige Schwierigkeiten problemlos überwunden wurden. Ganz bewusst wurde seitens der Projektverantwortlichen nicht kommuniziert, wer einheimisch, zugewandert oder geflüchtet war bzw. wer welche Schulform besuchte, um von Anfang an das Gleichheitsprinzip zu untermauern und die Neugierde der Jugendlichen aufeinander zu verstärken und einen zwanglosen Austausch anzuregen. Unterstützt von Spezialisten der Erlebnispädagogik und des Fachgebiets Medien haben wir mit diesen Prinzipien und Rahmenbedingungen im Herbst eine sehr abwechslungsreiche 7-tägige Ferienmaßnahme durchgeführt. Das hohe Maß an Motivation, die gegenseitige Wertschätzung und Rücksichtnahme, der rege Austausch untereinander, das freundschaftliche Miteinander aller Beteiligten und nicht zuletzt der tränenreiche Abschied bei der Rückkehr am Wohnort hat gezeigt: ein gutes Miteinander ist keine Frage von Status oder Herkunft, sondern getreu dem Slogan unseres Landesverbandes der Bereitschaft zum Öffnen, Verstehen und Verbinden.



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